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Weniger ist mehr - Was ich an den Schotten liebe

Kürzlich habe ich mich zum ersten Mal ins Edinburgher Nachtleben gestürzt. Ein kleiner Kulturschock!

 

In Bezug aufs Outfit bedeutet es "weniger ist mehr": nur mit Blazer und nix drunter, im halbtransparenten Ganzkörper-Strumpf oder mit knappstem Oberteil und Stöckelschuhen, die so hoch sind, dass die wenig ladylike Dame mehr neben als in den Schuhen stand.

 

Ich gestehe es: Die ersten beiden Stunden sass ich mit offenem Mund da und habe versucht, dieses neue Universum zu erfassen. An die Zürcher Nachtclubs gewöhnt, wo man sich kritisch, gar missbilligend, beäugt und grundsätzlich unter sich bleibt, tat sich hier eine neue Welt auf.

 

Eine Welt, die mich drei wundervolle Dinge gelehrt hat:

  1. noch viel weniger bewerten,
  2. mehr entspanntes Miteinander und
  3. mehr ehrliche Offenheit und Authentizität.

Jeder so, wie er sich wohl fühlt

Das Faszinierende waren nun weniger die Outfits, sondern vielmehr die Reaktionen der Partygänger. Nämlich keine. Da wurde weder getuschelt, gelästert noch überhaupt Notiz von der Aufmachung der anderen genommen. Jeder zieht an, wozu er Lust hat, und wird dabei nicht einmal schräg angeschaut. Wow! 

 

Diese Wertefreiheit durfte ich nicht nur in den Nachtclubs beobachten, sondern in etlichen anderen Situationen - was für eine Inspiration!

 

Weniger (Bewertung) ist mehr (leben und leben lassen).

Eine einzige grosse Party

Zwei weitere Dinge haben mich absolut fasziniert.

 

Je später die Stunde, desto mehr Partyfreudige haben sich in dem Club getummelt. Doch da gab es keine isolierten Grüppchen, die nebeneinander tanzten, sondern es entstand eine einzige grosse Party, in der alle miteinander feierten. Auch wir wurden ins Tanzen und Trinken mit einbezogen. Haben dazugehört, waren Teil dieser grossen Partymeute, ohne weitere Fragen.

 

Für den Schweizer in mir war das anfangs etwas befremdlich. Doch je mehr ich mir erlaubt habe, loszulassen - die Bewertungen, die Vorstellungen, die Konditionierungen - desto leichter folgte ich dem Flow und der mitreissenden Energie dieses Miteinanders.

 

Weniger (festgefahrene Vorstellungen) ist mehr (freudiges Miteinander).

Von Herzen

Doch damit nicht genug. Noch etwas hat mich begeistert.

 

Im Verlauf des Abends hatte ich eine Begegnung mit einer Frau. Schelm, wer an Schlüpfriges denkt ;-) Urplötzlich kam diese junge Frau auf mich zu - der Schweizer in mir war ganz schockiert von dieser impulsiven Direktheit - nur um mir mitzuteilen, dass sie mich wunderschön findet, meine Augen unglaublich seien und sich mit einem Wangenkuss wieder verabschiedete. Ohne viel Gedöns. Ohne Erwartungen. Absolut unaufdringlich.

 

Mal ehrlich: Wie oft hast du dir gedacht "Wow, was für eine schöne Frau!" Oder "Dieses Kleid ist der Wahnsinn!" etc. - und hast es dieser Person dann gesagt? Offen und ohne Hintergedanken?

 

In der Schweiz habe ich das manchmal gemacht und Menschen damit oft komplett überrumpelt. Nach der ersten Überraschung konnte ich jeweils die Freude im Gegenüber erkennen. Und so ging es auch mir in diesem Club! Ist dies nicht eine win-win-Situation?

 

Was, wenn wir uns öfters authentisch geben? Offen und direkt sagen, was wir denken und fühlen?

 

In diesem Sinne: weniger (denken und abwägen) ist mehr (fühlen und leben)!

 

Herzlichst,

Nadine

 

Gibt es kulturelle Begebenheiten, die dich in anderen Ländern faszinieren?

 

Für Bilder zu meiner Herzensreise und dem Auswandern nach Schottland, verbinde dich gerne mit mir auf Instagram.

 

 

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