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Zuhause im Ausland - Hauptsache ein Plüschsofa

Was bedeutet für dich «Zuhause»? Ist es ein Ort, ein Gefühl, sind es die Menschen oder eine Mischung aus allem?

 

Als Kind habe ich die Bücher von Janosch geliebt, insbesondere «Oh, wie schön ist Panama» (1978). Der kleine Tiger und der kleine Bär leben glücklich in ihrem Häuschen am Fluss. Als der kleine Bär eines Tages eine Kiste mit der Aufschrift ‘Panama’ aus dem Wasser fischt und ihr Geruch ihn an Bananen erinnert, beschliesst er, dass dies das Land seiner Träume sei: ein Ort, wo alles besser und schöner ist. Die beiden entscheiden sich, nach Panama zu wandern.

 

Zuerst errichten sie aus der Kiste einen Wegweiser – man muss ja schliesslich die Richtung kennen – und marschieren los. Unterwegs treffen sie allerlei Tierfreunde, die ihnen wahllos einen Weg weisen. Am Ende sind sie im Kreis gelaufen und landen dort, wo sie gestartet sind: bei ihrem Häuschen.

 

Witterung und Natur haben ihrem Zuhause zugesetzt, weshalb sie es nicht erkennen. Doch sie finden den umgestürzten Wegweiser mit dem Wort ‘Panama’ und glauben sich deshalb am Ziel. Das Häuschen hat ein gemütliches Plüschsofa, eines, "das tausend Träume wert ist", wie der Tiger findet. Und eines Tages möchten sie ein ebensolches Sofa, weil sie dann alles haben, was das Herz begehrt.

Das Plüschsofa

Weisst du, wo ich gerade sitze? Auf meinem eigenen Plüschsofa in meiner Wohnung in Edinburgh. Fühle ich mich zuhause? Jein. Einerseits ist Schottland schon seit vielen Jahren meine Herz-, meine Seelenheimat, und jedes Mal, wenn ich hier war, habe ich mich sofort zuhause gefühlt.

 

Nun definitiv hier zu leben bedeutet für mich, dass ich den Begriff ‘Zuhause’ neu definiere. Momentan ist alles eine Mischung aus neu und vertraut. Meine Nerven sind von den vergangenen Monaten arg strapaziert, ich kämpfe noch mit der einen oder anderen Bürokratie-Hürde (ein Bankkonto eröffnen – etwa so leicht, wie die Kronjuwelen stehlen) und merke: Bis ich mich wirklich zuhause fühle, bis ich wirklich ankomme, wird es noch dauern.

Was das Herz begehrt

 Von anderen, die ausgewandert sind, habe ich genau diesen Rat öfters gehört: «Gib dir Zeit! Erwarte nicht, dass alles perfekt läuft und besser ist.» Auch wenn das für meinen Verstand sonnenklar ist, spüre ich nun, was es bedeutet.

 

Ich darf mir Zeit nehmen, geduldig mit mir sein und gleichzeitig auch neugierig auf die Version von mir, die sich in Schottland niederlässt. Denn ich bin nicht mehr dieselbe. Oder vielleicht kehre ich zum Ursprung zurück? Wer weiss … Jedenfalls finde ich nicht nur mein Zuhause erneut, sondern auch mich selbst.

 

Das mag einerseits beängstigend sein, andererseits weiss ich, dass alles in mir drin ist. Dass ich alles habe, was ich brauche, und dem Universum vertrauen darf. Wie der Tiger und der Bär, die vertrauensvoll ihrem Weg zum Land ihrer Träume gefolgt sind, gemeinsam alle Abenteuer gemeistert haben und am Ende zuhause – wortwörtlich und im übertragenen Sinn – angekommen sind.

 

Um es mit den Worten von Janosch zu sagen: «Was ist schöner als wenn euch das Leben lehrt, dass man längst schon alles hat, was das Herz begehrt und man sich vor nichts gemeinsam zu fürchten braucht, denn stark seid ihr ja auch.» 

 

Herzlichst, Nadine

 

Hast du auch so etwas wie ein Plüschsofa, das für dich der Inbegriff von Zuhause ist?

 

Für Bilder zu meiner Herzensreise und dem Auswandern nach Schottland, verbinde dich gerne mit mir auf Instagram.

 

 

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